Auszug aus der„Geschichte der AWO in Bayern“

Die Arbeiterwohlfahrt feierte im Jahre 1999 ihr 80-jähriges Jubiläum und wurde somit im Jahre 1919 gegründet durch die damalige SPD-Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz. In der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen, entwickelte sich die Arbeiterwohlfahrt auch in Bayern in kurzer Zeit zu einer wichtigen Wohlfahrtsorganisation. Ebenso abrupt wie brutal wurde diese Entwicklung im Jahr 1933 unterbrochen. Ein Wohlfahrtsverband, der aus der Arbeiterbewegung stammte und sich mit ihren Zielen identifizierte, konnte in der Diktatur der Nationalsozialisten keinen Platz haben.

 

Doch die Arbeiterwohlfahrt hatte letztlich den längeren Atem. Nach der Katastrophe, in die die braunen Machthaber Deutschland geführt hatten, entstand der Verband in Bayern und in den Westzonen neu. Durch den zweiten Weltkrieg und seine Folgen, Hunger, Zerstörung und Flüchtlingselend war die Arbeiterwohlfahrt nötiger denn je. Die Wiedergründung nach dem Kriegsende erfolgte nicht mehr als Teil der Sozialdemokratischen Partei, sondern als unabhängiger Verband. Die Arbeiterwohlfahrt hat nicht vergessen, dass ihre Wurzeln im freiheitlich-demokratischen Sozialismus und in der Arbeiterbewegung lagen. Sie ist allerdings offen für alle demokratischen politischen und weltanschaulichen sowie religiösen Richtungen. Sie bekennt sich zu den Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. So war es nur folgerichtig, dass die AWO nach der Wende auch in den neuen Bundesländern wieder entstand.

 

Seit dem Neuanfang nach dem Kriege ist die Arbeiterwohlfahrt in Bayern kräftig gewachsen und zu einem anerkannten und bedeutenden Verband der freien Wohlfahrtspflege geworden. Die AWO in Bayern, das sind heute mehr als 14.000 hauptamtliche Beschäftigte in rund 1.400 Einrichtungen und Diensten der sozialen Beratung und Hilfe wie Kinder-gärten, Altenheimen und Sozialstationen, Beratungsstellen oder Maßnahmen für Arbeitslose. AWO in Bayern, das sind aber auch über zehntausend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in 732 Ortsvereinen, 100 Kreis- und 5 Bezirks-verbänden, die sich in ihrer Freizeit ohne Entgelt um Menschen in Not, Kinder und Alte annehmen. AWO in Bayern, das sind schließlich fast 100.000 Menschen, die durch ihre Mitgliedschaften im Verband seine Ziele mittragen.

 

 

Georg Heid

 

 

Umfangreiches Textmaterial im Buch von Martina Mittenhuber, Sandberg Verlag Nürnberg, ISBN 3-930699-17-6 .Vorstehender Text ist größtenteils übernommen von v.g. Buch aus „Zum Geleit“ von

Landrat a.D. Seban Dönhuber. Die darin angegeben Zahlen beziehen sich auf das 80. Jubiläumsjahr und können heute durchaus variieren.